Am Dienstag suchten in Havanna zahlreiche Menschen nach ihren Angehörigen oder Freunden. Eine Frau, die auf einer Polizeistation in der Hauptstadt nach ihrem 21-jährigen Sohn fragte, berichtete von zahlreichen Festnahmen in ihrem Viertel. Die Polizei habe viele Menschen mitgenommen, „Junge und Alte“, sagte sie. Ihren Sohn hätten die Sicherheitskräfte zu Hause abgeholt. Ihm seien Handschellen angelegt und er sei geschlagen worden. Auch der vorläufig festgenommene Regisseur und Oppositionelle Yunior García gab an, von Sicherheitskräften geschlagen worden zu sein. „Wir wurden wie Müll behandelt“, schrieb García, der zu den bekanntesten Gesichtern der Künstler-Protestbewegung 27N gehört, im Online-Dienst Facebook.
Diskussion Bei Protesten gegen die Regierung in Kuba, wie sie nur selten vorkommen, sind tausende Menschen gegen die kommunistischen Allein-Machthaber auf die Straße gegangen. Die Demonstrationen fanden am Sonntags (Ortszeit) spontan in verschiedenen Städten statt. „Nieder mit der Diktatur“, riefen die Menschen und brachten ihren Unmut über die aktuelle Wirtschaftskrise und die damit einhergehende Strom- und Lebensmittelknappheit zum Ausdruck. In der Hauptstadt Havanna versammelten sich Hunderte Demonstranten vor dem Kapitol und skandierten: „Wir wollen Freiheit“. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Protestierenden ein, mindestens zehn Menschen wurden festgenommen. AFP-Reporter beobachteten, wie die Einsatzkräfte mit Plastikrohren auf die Demonstranten einschlugen. Mehrere Polizeiautos wurden umgeworfen und beschädigt. Auch in Holguín, Matanzas, Camagüey und Santiago de Cuba kam es zu Kundgebungen.
Diskussion In Kuba ist es zu landesweiten Protesten gegen die Regierung gekommen. Tausende gingen am Sonntag auf die Straße und machten ihrer Frustration über die Corona-Politik Luft. „Sie protestieren gegen die Krise, dass es keine Lebensmittel oder Medikamente gibt, dass man alles in den Devisenläden kaufen muss, und die Liste geht weiter und weiter“, sagte eine Augenzeugin in Santiago de Cuba. Videos in den sozialen Medien zeigten Hunderte von Einwohnern in mehreren Städten von Havanna bis Santiago, die regierungsfeindliche Slogans skandierten und verschiedene Forderungen stellten, angefangen von Impfstoffen gegen das Coronavirus bis hin zu einem Ende der täglichen Stromausfälle. Fahrzeuge der Sicherheitskräfte patrouillierten mit Maschinengewehren bestückt durch die Straßen.
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