Dirk Moses attackiert die deutsche Gedenkkultur – Schulterschluss völkischer Rechter und postkolonialer Linker? 25.07.2021 08:34 Uhr Seit einigen Wochen schwelt in den deutschen Feuilletons eine alt-neue Debatte über die deutsche Erinnerungskultur. In Anlehnung an den Historikerstreit der 80er-Jahre über die »Vergangenheit, die nicht vergehen will« (Ernst Nolte) wird bereits von einem »Historikerstreit 2.0« gesprochen – denn es geht erneut um die Frage des deutschen Umgangs mit der Schoa. Allzu provinziell scheint er einigen, allzu fokussiert auf die Eigentümlichkeiten der deutsch-jüdischen Geschichte, allzu wenig eingeordnet in globalgeschichtliche Kontinuitäten von Kolonialgewalt und Rassismus. Dieser Historikerstreit 2.0 schließt an die Thesen des Literaturwissenschaftlers Michael Rothberg zu einer »multidirektionalen Erinnerung« an – und nicht zuletzt an den kamerunischen Denker Achille Mbembe und dessen Sympathie für die israelfeindliche BDS-Bewegung. Einen erneuten Auftrieb erlebt diese Debatte nun durch eine Polemik des australischen Historikers Anthony Dirk Moses, der einen angeblichen »Katechismus der Deutschen« ausmacht – und dafür eine verstörend positive Rezension von Martin Sellner erhielt, einem der Vordenker der rechtsextremen Identitären Bewegung, veröffentlicht noch dazu in der Zeitschrift »Sezession« (verantwortlicher Redakteur: Götz Kubitschek).