Vatikan – Le Barroux (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Gerhard Card. Müller zur Priesterweihe von Fr. Jean de Franclieu OSB in der Benediktinerabtei Sainte-Madelaine von Le Barroux (Département Vaucluse/Frankreich) in voller Länge: Hochwürdigster Herr Abt, Liebe Familie des Weihekandidaten, Liebe Brüder und Schwestern im katholischen Glauben! Am Tag des hl. Benedikt sind in dieser Abteikirche die Gläubigen in großer Zahl versammelt zu einer heiligen Handlung, die für die ganze Kirche ein Anlass zu großer Freude und Dankbarkeit ist. Frère Jean wird heute durch die Auflegung der Hände des Bischofs die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und damit zum Priester Jesu Christi, bestellt. Die Berufung zum Leben nach den evangelischen Räten der Armut, des Gehorsams und der keusche Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen ist verschieden von der sakramentalen Weihe zum Priester, der in Seinem Namen das Volk Gottes heiligt in der Gnade der Sakramente, leitet als der gute Hirte und lehrt mit dem Wort Gottes. Das monastische Charisma und die priesterliche Vollmacht sind verschieden, aber sie können in einer Person auch in einer spezifischen Weise verbunden werden, die den Aufbau der ganzen Kirche fördert. Denn die priesterliche Vollmacht dient nur dann dem Heil der Menschen, wenn die Diener Christi bereit sind, sich innerlich nach dem Bild Christi, des Hohen Priesters des Neuen Bundes, umformen zu lassen vom Geist der Wahrheit und Liebe Gottes. Dazu bietet die Spiritualität des hl. Benedikt eine gute Schule mit der besten Aussicht, das Examen des christlichen Lebens zu bestehen und das Ziel der Nachfolge Christi zu erreichen. Die Charismen sind verschieden und jedem in eigener Weise zugeteilt. Wenn Papst, Bischöfe, Priester, Ordensleute und alle Gläubigen "nach dem Maß, das Gott jedem zugeteilt hat" (Röm 12, 3) selbstlos und uneigennützig am Aufbau des Leibes Christi mitwirken, dann kann der apostolische Dienst der "Hirten und Lehrer" neidlos anerkannt werden. Einen Gegensatz des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen und des sakramentalen Priestertums nach der Maßgabe von Macht und Prestige zu konstruieren, ist der krasseste Ausdruck einer antikatholischen Denkens. Denn Gott selbst hat die Nachfolger der "Apostel, Propheten und Evangelisten" eingesetzt, "um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben gelangen, zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht." (Eph 4, 12f).