Sie sagen, die Aufregung, die Twitter & Co. generieren, lässt Sie kalt, weil Sie einfach nicht daran teilnehmen. Würde denn eine Sendung wie die „Harald Schmidt Show“, die in den 90ern gerade durch den gezielten Tabubruch ein Riesenerfolg war, heutzutage noch möglich sein?
Nicht in der Form von damals. Weil wir einfach gefeuert haben – mal gucken, was passiert. Wir haben uns nur gefragt: Ist das schon justiziabel? Das war immer die Grenze.
… die Sie knapp überschreiten wollten?
Nein! Ich bin ja Profi. Ich hab doch keinen Bock auf Ärger. So war immer ganz klar, wie weit man gehen kann, und das hat super funktioniert. Heute ist die Grenze nicht mehr, ob etwas rechtlich zulässig ist – sondern das Gefühl: „Ich fühle mich verletzt.“ Ja? Ich fühle mich auch verletzt, wenn ich 60-jährige Männer in weißen Stan-Smiths-Schuhen sehe. Das beleidigt mein Gefühl. Oder wenn ich beim Einchecken am Flughafen Mütter sehe, die einen Delfin am Knöchel tätowiert haben, fühle ich mich in meinen Gefühlen verletzt. Interessiert aber niemanden.